Letzte Änderung am 31. Januar 2016 von Walter Greulich
RTF (Rich-Text-Format) wurde von Microsoft und Apple bereits in den 1980er-Jahren entwickelt, um einen einfachen Austausch formatierter Daten zwischen verschiedenen Programmtypen, wie
- einfachen Text-Editoren (ASCII-Editoren)
- Textverarbeitungsprogrammen,
- Layoutprogrammen
- Tabellenkalkulationsprogrammen und
- Datenbankprogrammen
zu ermöglichen.
RTF wird wegen seiner Universalität oft als „neutrales Austauschformat“ bezeichnet. Die zurzeit gültige Version ist RTF 1.5; sie enthält alle Befehle, die in Word zur Formatierung von Texten verwendet werden. Allerdings trifft das wirklich nur auf die „klassischen“ Textformatierungen wie Schrifthervorhebungen (kursiv/fett), Hoch- und Tiefstellungen, Zeichensätze, Einzüge, Aufzählungen usw. zu. Einige Formatierungen, nämlich die, die mit Designs zusammenhängen, können mit RTF nicht abgebildet werden. Solche Formatierungen sind erst seit Word 2007 möglich. Das heißt, RTF ist 100-prozentig kompatibel zu Word 2003 und älter und nur größtenteils kompatibel zu Word 2007 und jünger. Solange keine speziellen Design-Einstellungen verwendet werden oder die reine Kosmetik, die Designs bewirken, keine Rolle spielt, solange es also nur auf die klassischen Formatierungen ankommt, kann RTF zum Austausch verwendet werden.
Hinweis: Die Versionen Word 97 bis 2003 waren, wenn man so will, RTF-basiert. Es spielte im Grunde keine Rolle, ob man direkt in Word gearbeitet oder in einem ASCII-Editor RTF-Codes eingegeben hat. Auf beiden Wegen waren identische Ergebnisse zu erzielen. Ab der Version 2007 ist Word XML-basiert. Nun lassen sich prinzipiell mit XML-Befehlen, die in einem Editor eingeben oder von einem Nicht-Word-Programm erzeugt werden, Daten erstellen, die, wenn sie mit Word geöffnet werden, genauso aussehen, als wenn sie originär in Word geschrieben und gestaltet worden wären. XML hat RTF also abgelöst. Es ist möglich, eine Konvertierung der Daten von einem Codierungssystem ins andere vorzunehmen. Da XML mehr Befehle enthält oder besser: da mehr XML-Befehle programmiert werden können (XML ist flexibel), wird aber keine 1:1-Übertragung zwischen RTF und XML erreicht werden können. |
Wichtige Eigenschaften von RTF
Obwohl viele Programme Importfilter für die Dateiformate anderer Software-Produkte besitzen und deshalb die jeweiligen Dokumente direkt öffnen können, bietet RTF wichtige Vorteile:
- Austausch von formatiertem Text zwischen Anwendungen, die über keine entsprechenden Importfilter verfügen,
- Abhilfe bei unbefriedigenden Konvertierungen,
- Versand von formatiertem Text an Empfänger, deren Textverarbeitungssoftware unbekannt ist,
- Bearbeitbarkeit jeder Formatanweisung, da RTF im ASCII/ANSI-Format geschrieben werden kann,
- Möglichkeit zur Konvertierung von TEX/LaTEX oder XML über RTF
- Speziell bei Word: Wird eine Word-Datei, die Makros enthält, als RTF-Datei abgespeichert, werden automatisch alle Makros entfernt. Dadurch sinkt die Gefahr einer Infektion mit Viren, was beruhigend auf die Person wirken kann, der man eine Datei zuschickt. Das war allerdings hauptsächlich ein Problem der älteren Word-Versionen (2003 und älter), denn seit der Version 2007 stehen zwei Dateiformate – .docm und .docx – zur Verfügung, sodass man, wenn man aus Sicherheitsgründen möchte, einfach nur im .docx-Format abspeichern braucht, um denselben Schutzeffekt wie früher mit RTF zu erzielen.
Da gewöhnlicher RTF-Code aus reinen ANSI-Zeichen besteht, kann man ihn auch direkt schreiben, muss ihn also nicht durch Speichern aus einem Textprogramm heraus erzeugen.
Ein Beispiel:
{\rtf1 Dies ist eine Probe. Jetzt kommt \i kursiver Text \plain, jetzt Text mit zusätzlicher \i\b Fettformatierung \plain und jetzt {\up8 um 8 Punkte hochgestellter Text}. Hier ist die Probe zu Ende. } |
In diesem Beispiel wird mit {\rtf1 die RTF-Datei eröffnet (sog. RTF-Deklaration), \i ist der Befehl für kursiv (engl. italic), \b der Befehl für Fettschrift (engl. bold), \plain schaltet wieder in die Standardschrift zurück, \up stellt Text um den angegebenen Zahlenwert (in typographischen Punkten) nach oben, und eine geschweifte Klammer schließt die RTF-Datei ab.
Das Beispiel in formatierter Ansicht:
Dies ist eine Probe. Jetzt kommt kursiver Text, jetzt Text mit zusätzlicher Fettformatierung und jetzt um 8 Punkte hochgestellter Text. Hier ist die Probe zu Ende. |
Die RTF-Befehle werden manchmal auch als RTF-Kontrollwörter bezeichnet.
Ausschalten von Befehlen:
- Manche Befehle können ausgeschaltet werden, indem man das Kontrollwort gefolgt von der Null (also dem Zeichen 0) eingibt. Beispielsweise schaltet \b die Fettformatierung ein und \b0 schaltet sie wieder aus.
- Die meisten Formatierungen können mit dem Befehl \plain ausgeschaltet werden.
Gruppen:
- Bei Formatierung, die in Gruppen vorgenommen werden, schaltet das Gruppenende-Zeichen aus. Eine Gruppe wird mit { begonnen und mit } beendet. Bsp.: {\i Text} führt zum selben Ergebnis wie \i Text\plain oder \i Text\i0.
Leerzeichen:
- Nach einem Befehl muss immer ein Leerzeichen kommen; dieses kann entfallen, wenn direkt ein zweiter Befehl folgt. Also \i Text, aber \i\b Text.
- Im Textinhalt können Leerzeichen wie gewohnt verwendet werden, denn alles was zwischen dem Ein- und Ausschalte-Kontrollwort steht, wird automatisch als üblicher Text erkannt.
Eine Übersicht über alle (aus Lektoratssicht) wichtigen RTF-Befehle wird in einem separaten Beitrag gegeben.
Wichtige Anwendungen von RTF
Großen Nutzen kann man aus RTF ziehen, wenn man Daten aus einer Datenbank formatiert an ein Textverarbeitungs- oder Layoutprogramm übergeben will. Text in Datenbanken ist von Hause aus nur aus reinen ASCII-Zeichen aufgebaut. Beim Exportieren von Text lassen sich per Makro RTF-Codes einbauen, sodass Tausende von Datensätzen (z. B. im Fall von Katalogen oder Registern) automatisch formatiert und direkt von einem Layoutprogramm eingelesen werden können. Dieses Verfahren bildet die Grundlage des Datenbank-Publizierens. Mehr dazu ist auf der Site von E-Books and more zu finden.
E-Books haben zwar nicht direkt mit RTF zu tun, aber die formale Ähnlichkeit von RTF-Codes und XML-Codes (letztere bilden die Basis aller E-Book-Formate) kann helfen, XML besser zu erlernen und zu verstehen. RTF ist wesentlich einfacher als XML und daher (siehe oben) schnell zu erlernen und praktisch zu nutzen. Einzelheiten dazu – vor allem zum praktischen Umgang mit RTF-Dateien – sind ebenfalls auf der Site von E-Books and more nachzulesen.